Kinderarmut und noch weniger Nachhilfe?

Krefelder Lernförderung über Bildung und Teilhabe unter behördlichem Druck.

Die Lernförderung für Kinder aus einkommensarmen Familien über „Bildung und Teilhabe“ (BuT) wird bürokratisiert. DIE LINKE. Ratsfraktion Krefeld steht wegen der Finanzierung seit Tagen mit den zuständigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadt im Austausch. 

Der für BuT zuständige Fachbereich Soziales, Senioren und Wohnen erlegt den Krefelder Nachhilfeinstituten seit dem Beginn des neuen Schuljahrs hohe Hürden auf, wenn diese Schülerinnen und Schüler über BuT unterrichten wollen. Die Institute sollen nun für JEDE einzelne Lehrkraft nachweisen, dass die Nachhilfelehrerinnen und –lehrer auch qualifiziert genug sind, um Nachhilfe zu geben. Die „Schülerhilfe“, eines der größten Nachhilfeinstitute in Krefeld, hat bereits den Nachhilfeunterricht über BuT eingestellt. Sie nimmt keine Schüler mehr, deren Förderung vom FB Soziales bezahlt wird, denn der Verwaltungsaufwand wird durch die Nachweispflicht zu hoch. Dass andere Lernförderinstitute folgen werden, ist zu befürchten.

Fredrik Groborsch, schulpolitischer Sprecher der LINKEN. Ratsfraktion Krefeld kritisiert das Vorgehen des Sozialamtes:

„Im Corona-Lockdown wurden die BuT-Schüler bereits benachteiligt, sie bekamen keinen Online – Nachhilfeunterricht wie die anderen Kinder und Jugendlichen von den Instituten. Nun wird den Lernförderinstituten die Anerkennung für Nachhilfe über BuT unnötig erschwert und damit das Angebot ausgedünnt. Wieder leiden Schüler aus einkommensarmen Familien. Chancengerechtigkeit geht anders!“

Ratsherr Stephan Hagemes hält den Kurs des Fachbereichs Soziales für unangemessen:

„Seit mehreren Jahren bieten Lernförderinstitute in Krefeld Nachhilfe an, dieses sind teilweise zertifizierte Bildungsträger. Warum sollen nun alle Institute für jede einzelne Lehrkraft deren Qualifikation nachweisen? Dieser Bürokratismus sorgt dafür, dass sich Institute aus der Nachhilfe für ärmere Schüler zurückziehen. Wieso reicht nicht eine Selbstverpflichtung der Institute aus, dass diese die Eignung ihres Lehrpersonals prüfen? Bei festgestellten Mängeln könnte dann immer noch genau kontrolliert werden. Ob eine Lehrkraft geeignet ist, lässt sich zudem nicht einfach an ihrem Studium oder an Noten ablesen. Bei der Arbeit mit Schülern kommt es vor allem auf die pädagogischen Fähigkeiten und das Einfühlungsvermögen an.“